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Eurovélo 6 – 2012

Von Basel aus westwärts auf der Euroveloroute 6 nach Mulhouse, Montbéliard und Besançon und via Pontarlier wieder nach Biel / 2 Wochen / Juli 2012

Etappen

  • Von Biel nach Basel by SBB – Dreiländereck (Huningue F)
  • Huningue – Mulhouse
  • Mulhouse – Dannemarie
  • Dannemarie – Montbéliard – Isle-sur-le-Doubs
  • Isle-sur-le-Doubs – Baume-les-Dames
  • Baume-les-Dames – Besançon
  • Besançon – Montfaucon – Saône – Ornans
  • Ornans – Lods (Vallée de la Loue)
  • Lods – Saint-Gorgon-Main – Bugny – Arçon – Pontarlier
  • Pontarlier – Labergement Sainte-Marie (Lac de Remoray)
  • Labergement Sainte-Marie – Métabief – Vallorbe – Yvonand
  • Yvonand – Cudrefin
  • Cudrefin – La Neuveville – Biel-Bienne

Nach ein paar Wochenende-Testfahrten mit Cléo im Frühsommer suchen wir nach einer geeigneten Route für unsere ersten Veloferien en famille. Nicht zu hügelig, möglichst ohne Strassenverkehr, temperaturmässig angenehm, mit Vorliebe am Wasser, einfach nichts zu kompliziertes denn wir sind ja nicht gaga. Und versorgungstechnisch einfach, ein 14-monatiges Kleinkind verspricht schon an sich Abenteuer. Die Eurovelo 6 ist eine Fernstrecke die den Atlantik mit dem schwarzen Meer verbindet. Das tönt gut. Der Plan: Mit dem Zug in den französischen Jura fahren und anschliessend dem Rhein-Rhone-Kanal entlang ostwärts fahren, nach Basel und weiter, so weit es reicht.

So 22.7.12
Die Velos sind bereits bepackt als wir uns kurzfristig entscheiden, die Eurovelo 6 in der anderen Richtung zu befahren. Also setzen wir uns an diesem Nachmittag bei bester Laune in den Zug nach Basel, wo wir dann am Rheinufer schon bald auf die erste Eurovelo 6 – Beschilderung treffen. C’est parti, ça roule ma poule! Ahh die ersten Pedaltritte. Unter einem Himmel mit schönsten Schäfchenwolken fahren wir nach einem klitzekleinen Stückchen Deutschland über die Dreiländerbrücke nach Frankreich und lassen uns nach wenigen Kilometern auf dem Campingplatz « le petit port » in Hunningue nieder. Wir machen dann den Ländergiro auf der Suche nach Nahrung nochmals rückwärts bis wir in der Schweiz in einem Tankstellenshop fündig werden. Auf dem « petit port » treffen, je weiter der Abend fortschreitet, mehr und mehr Tourenfahrer ein, bis der Rasen mit Minizelten und Velos nur so übersät ist. Ein Monsieur aus Bruxelles zum Beispiel rollt ganz légèr daher mit zwei kleinen Saccochen, ein Minimalist, und ja der kocht bestimmt nicht selber. Eine Gruppe Jungs neben uns entscheidet, morgen getrennt weiterzufahren, da sie einander auf den Sack gehen. Manche sind toporganisiert, andere essen mitten im Chaos ihrer entleerten Saccochen sitzend seelenruhig Spaghetti. Manche spannen die Schnüre am Zelt stramm damit kein Falt im Stoff erkennbar ist, andere pfeiffen darauf. Alle gleich und unterschiedlich, wie auch sonst im Leben halt.

Mo 23.7.12
Alles ist voller Kondenswasser. Auf der ganzen Wiese herrscht Aufbruchstimmung. Mangels Frühstück packen wir zusammen, plündern etwas weiter in einem kleinen Dorf eine Bäckerei und frühstücken bei warmem Sonnenschein am Rhein-Rhone-Kanal auf einem Picnic-Platz. Cléo mampft mit grossem Vergnügen ihr erstes Croissant au chocolat mmmh. Mr. Kafi-Julien testet sein neues Gadget, eine Espressomaschine die aussieht wie eine Velopumpe, mit Erfolg. Und ehrlich, was wären Veloferien ohne richtigen Outdoor-Espresso. Die Eurovelo 6 folgt weiter dem Kanal, einer « voie verte » wie man hier in Frankreich sagt, fern vom Strassenverkehr. Wir passieren Schleusen und haben hin und wieder die Sicht frei auf den Rhein, der momentan noch nebenan fliesst. Vorbei an Hausbooten, Fischreihern, den Peugeotwerken flitzen wir auf glattem Asphalt rassig Richtung Mulhouse. Nach etwas ZigZag Eingangs Stadt und bevor wir überhaupt richtig was von ihr mitkriegen befinden wir uns schon auf dem Campingplatz. Die Reception ist noch geschlossen, Cléo wieder wach (und hat Hunger) und wir flüchten in den Schatten. Hier haben wir wirklich sehr viel Platz, wie ein riesiger Park siehts aus. Manchmal kann man ganz schön anspruchsvoll sein bei der Wahl, wo genau man sein Zelt aufschlägt. Nett soll’s sein, schön, weg vom Strassenlärm, eben, schattig, ohne Nachtlicht, mit zwei Bäumen (Hängematte), mit besser keinen oder weit entfernten oder aber lieben Nachbarn. Nach einem Sprung in die Piscine und einem Taucher in den Supermarkt kochen wir uns was Feines. So ein bisschen müssen wir uns alle noch einleben, denn so ein Kocher zum Beispiel ist gar nicht gut für Kinderhände.

Di 24.7.12
Heute ist TV-Tag, denn wir werden einen halben Tag spontan von France3 begleitet, wie wir auf der Eurovelo 6 unsere Ferien verbringen. Das ist amüsant und wir freuen uns schon den Beitrag zu sehen. Wir fahren weiter dem Kanal entlang, durch Dörfer und Wiesen/Ackerlandschaften, kreuzen Velofahrer, Inliner, Spaziergänger, Enten, Seerosen, Hausboote, viele Fischer und gelegentlich die weissen Fahrzeuge der Schleusen-und Kanalunterhaltsarbeiter. Alles glatt hier. Und topfeben. Die Schleusenhäuschen sind wie aus Hänsel und Gretel. Wir machen Halt bei einem kleinen Snack auf Rädern, verdrücken ein fettes Sandwich und ein Crêpe und kriegen von der netten Dame einen Tipp zum Übernachten, da Campingplätze in der Region Mangelware sind. Wir nähern uns schliesslich den Schleusen bei Dannemarie. Sie liegen hier in kürzeren Abständen und vor jeder Schleuse hat es eine kurze Steigung. Das merken wir allerding erst am Abend, als wir ein Stück zurückfahren um essen zu gehen. Dannemarie ist hitzig, hat kläffende Hunde und einen stinkigen Lastwagen, der eine Panne hat und das ganze Zentrum blockiert. Nichts wie weg hier. Bei der Schleuse Nummer2 Nord erfahren wir von den sehr freundlichen Schleusenwärtern, dass hier der Scheidepunkt des Wassers ist, westlich fliesst der Kanal Richtung Loire, östlich in den Rhein. Von nun an geht es also wieder etwas runter. Wir suchen erst mal unser Chambre d’Hôte in Lutran und werden bald fündig: Au jardin d’Eden. Genau was wir brauchten.

Mi 25.7.12
Heute geht’s weiter über Montbéliard nach Isle-sur le-Doubs. Wir erhalten das Frühstück von der netten Hausherrin im Garten serviert und satteln frisch gestärkt unsere Pferde. Cléo schläft bereits in der Kutsche als wir gegen 10h lostraben. Die Temperatur steigt bereits an. Schnell sind wir wieder am Kanal bei den Schleusen. Diesmal rollt’s von selber, da das Wasser ab nun eben Richtung Atlantik fliesst. Das Zentrum von Montbéliard erreicht man quasi durchs Hintertürchen dank den beschilderten Velowegen. Wir machen in einem grossen Park unter Bäumen eine lange Pause um dann Ende Nachmittag noch bis Isle-sur-le-Doubs zu fahren. Die Eurovelo 6 ist zum Teil noch im Bau, sie wird hauptsächlich von den Regionen finanziert, wie uns ein Bauingenieur bei einer nigelnagelneuen Velobrücke erzählt. Ein solch millionenteures Veloprojekt in einer Region die von Peugeot geprägt ist, ist doch erstaunlich. Doch nicht jeder hier ist Monsieur Peugeot, mal waren’s 40 ooo Angestellte, heute bloss noch 10 000. Die Strasse führt nun abseits des Kanals über einen kleinen Hügel. Die Sonne brennt ziemlich runter und ich kaufe mal vorsorglich eine schöne Wassermelone, hab ja noch Platz. Aufstieg bedeutet auch Abfahrt juhu. Isle-sur-le-Doubs wird vom Doubs in drei Teile gesplittet. Auf diesem Camping hat’s zwei Ziegen zur Freude von unserer kleinen Mitfahrerin.

Do 26.7.12
Alles klatschnass. Frische Croissants und Baguette und weiter geht’s. Ein ruhiger Abschnitt, wie an der Aare sieht’s hier aus. Im nächsten Dorf ein kurzer Halt beim Tante-Emma-Laden, und weiter rollts mit Abwechslung über einen kleinen Hügel, dann wieder dem Doubs entlang. Badestopp finden wir keinen guten und machen deshalb in einem Wäldchen Halt. Doch das war leider keine sehr gute Idee, in 5 Minuten wird Julien durchs T-Shirt 20x gepickst. Wir flüchten vor den Mücken und der Sonne. Heute ist’s 33°C warm und wir verschlingen bei Ankunft in Baumes-les-dames die Wassermelone. Der Camping hier ist schön gelegen, inmitten von Hügeln gespickt mit kleinen Felsen. Hier gibt’s auch einige Klettergebiete, uns wäre eigentlich mehr nach einer piscine. Den Abend verbringen wir in der Capitainerie am Doubs.

Fr 27.7.12
Sobald morgens die Sonne über den Berg mag heizt sie ganz schön ein. Nun folgt wieder eine schöne Strecke, eine Art Tal wo der Doubs glitzert. Bei einer stillgelegten Papierfabrik machen wir Halt und die Mirabellen fallen uns sozusagen in die Münder. Es ist so ausgestorben hier. Wir kommen schnell voran, Cléo macht Siesta, oft eine morgens und eine Nachmittags und wir versuchen jeweils hauptsächlich in diesen Zeiten zu fahren. Besançon ist nicht weit, wir sind früh dort. In der Piscine rumplantschen, sich im riesigen Carrefour verirren und den Bibern neben unserem Zelt zugucken. Einen wahren Zoo haben wir hier.

Sa 28.7.12
Es regnet, wir chillen und sind heute faul. Ganz faul. Gehen per Bus in die Citadelle. Dann wird’s wieder schön. Cléo geht den Geissli hoch oben in der Burg nach und streichelt sie verzückt. Sie mag auch die Meerschweinchen. Eine riesige Anlage diese Citadelle, eindrücklich. Halbzeit. Wir überlegen ob wir weiter der Eurovelo 6 folgen wollen (und am Schluss mit dem Zug zurück) oder ob wir im Bogen durch den Jura zurück nach Biel fahren.

So 29.7.12
Nach dem Espresso neben den Bibern beschliessen wir die zweite Variante zu machen. Wir fahren also noch kurz dem Doubs nach, und was so sanft beginnt führt auf steiler Strasse weiter Richtung Montfaucon. Doch irgendwie muss man ja auf dieses Plateau hoch kommen. Die 2km haben sogar einen Namen, « Les Pendeurs » steht da auf der Karte, die Erhänger. Aha! Hat’s und doch gedünkt! In Montfaucon dann gibts Aussicht und eine kleine Abfahrt Richtung Saône. Alles zu, heute ist Sonntag. Wir fahren nun auf Nebenstrassen (den weissen auf der Michelinkarte) über Land durch Wälder und Wiesen. Vor Ornans dann gibts nochmals etwas Verkehr und eine kleine Abfahrt. Dieser Ort ist sehr schön gelegen, mit seinen Brücken und hängenden Häusern über der Loue. Gut für viele sportliche Aktivitäten wie Klettern, Kanu, VTT oder um sich die Werke von Courbet anzuschauen. Auf dem Campingplatz baden wir in einem biologischen Schwimmbecken (clever und schön, das Wasser wird durch Pflanzen gefiltert) und schlafen 2m neben einer Kuhherde. Ich höre ihren Atem, zum Glück ist da noch ein Zaun…

Eine paar Tage später treffen wir übrigens auf ein Paar aus Montfaucon die nach Nice pedalen. Die Frau bezwingt den « pendeurs »-Hang jeden Tag. Diese Bezeichnung haben sie noch nie gehört, sondern « la malade » heisse dieser Ort bzw. Strasse. Passt doch.

Mo 30.7.12
Heute früh hat’s Nebel, dann wird’s wieder warm. Wir sind eher etwas spät dran und verlassen den Camping erst am Mittag. Irgendwo im Vallée de la Loue übernachten ist der Plan. In Vuillefan biegen wir in eine Nebenstrasse ab: kläffende Hunde, ein Bus mit schrägen Leuten, dann noch ein kleiner Junge der uns auf einem Töff überholt… aber sonst ist das Tal sehr schön, bis Lods flach oder wenig ansteigend. Die Loue ist nicht tief und so transparent, dass man jeden Fisch bis in die Details sieht. Kein Wunder hat sie Courbet so oft gemalt, ihre grüne Farbe ist faszinierend. Ein stilles Tal und das beste: die Strasse ist wenig befahren, jedenfalls heute nicht. In Mouthier-haute-Pierre, der « capitale du Kirsch », kehren wir um und gehen nach Lods zurück, weil wir nicht herausgefunden haben wie weit weg der nächste Campingplatz wäre. Und wir wolllen noch etwas bleiben. Aus unserer Truite wird dann nichts, da das Restaurant kurzerhand geschlossen hat. Tief in den Saccochen hat’s noch was: Spaghetti mit Tomatenpüree und kleinem fricassé de peperoni verte poellé au gaz aux herbes à la méthode Julien. Und: Hier hat’s 2 Bäume für die Hängematte. C’est la fête!

Di 31.7.12
Wir versuchen heute etwas früher loszufahren um vorallem Cléo in ihrer Kutsche vor der Hitze zu verschonen. Ab Mouthier-haute-Pierre steigt es und wir fahren neben schönen Felswänden vorbei. Es hat zum Glück sehr wenig Verkehr. Oben auf dem Plateau angekommen sind wir in einer typischen Juralandschaft: Kühe, Felder, Höfe, Wiesen, Stille und eine gute frische Luft. In « La Main » halten wir die Hand raus und biegen in eine weisse Nebenstrasse ab. 15% Steigung, Uau! Aber nur kurz, und irgendwo muss man da einfach drüber. Oben angekommen wieder Jura pur und ein weiter weiter wunderschöner Himmel. Wir fahren durch das friedliche Bauerndorf Bugny und dann weiter nach Pontarlier bis auf den Campingplatz. Ein heisser Tag heute. Den Nachmittag verbringt Cléo mit choslen, und wir lassen uns später eine Pizza zum Zelt liefern. Mjam!

Mi 1.8.12
Nochmals so ein richtiger Hochsommertag. Wir versuchen nicht allzu spät aufzubrechen, was einfacher tönt als es ist, und fahren heute Richtung Lac de St-point. Es ist nicht weit, ein Stück rote Strasse auf der Karte, dann gelb, leider keine Alternative in diese Richtung. Doch es hat immerhin einen Velostreifen, was das ganze schon erheblich angenehmer macht. Am Chateau de Joux hoch oben auf dem Hügel thronend vorbei und schon nähern wir uns dem See. In St-Point Lac gucken wir uns den Camping an, doch haben gar keine Lust hier zu bleiben, zu eng, zu voll, kein Schatten… Wie campen auf einem Parkplatz. Also weiter, es hat noch einen weiteren See, den Lac de Remoray. Skeptisch sind wir zuerst in Labergement Ste-Marie und werden positiv überrascht. Ein schön gelegener Camping in einem Naturschutzgebiet, ruhig und vorallem hat’s hier genügend Platz.

Fr 3.8.12
Ziel ist bis Sonntag nach Biel zu fahren und das sollte etwa aufgehen. Also bepacken wir unsere Esel wieder und Cléo und die zwei neuen Freundinnen Anna und Emely verabschieden sich. Das Wetter ist sosolàlà. Über einen Hügel gelangen wir nach Métabief und sind dann schon bald in der CH. Es geht runter über Vallorbe Richtung Orbe wo wir schon bald den Neuenburgersee weit unten glitzern sehen. In Orbe füllen wir den Tank mit Frites und folgen dem roten wohlbekannten Velolandschweiz-Wegweiser nach Yverdon. Feldwege, Kohl links und rechts, BMX-Piste unter der Autobahn, eine brennende Sonne, 20 Fallschirmspringer und Kunstflugpiloten über unseren Köpfen – geradeaus bis nach Yvonand wo wir von meinen Eltern auf dem Campingplatz bekocht werden ;-)

Sa 4.8.12
Heute war alles etwas knapp. 4 Minuten vor Schliessung im Denner, dann immer diese schwarzen Wolken im Rücken, schliesslich 1 Minute vor der Réceptionschliessung auf dem Campingplatz in Cudrefin. Schlussendlich hat die dunkle Front über den Jura das Weite gesucht und wir sitzen bei schönster Abendsonne auf einer Wiese, das Zelt keine 2m vom See entfernt. Das ist cool!

So 5.8.12
Die ganze Nacht hat’s geschifft. Zeit nach Hause zu gehen.